In Niederbayern erinnert ein Mahnmal an ein KZ-Außenlager. Aber wo war dieses Lager? Archäologen haben die Geschichte wieder ans Tageslicht gebracht.
Direkt an der Autobahnbaustelle der A94 haben Archäologen das KZ-Außenlager Pocking ausgegraben Foto: Maria IrlDer Eingang in den Keller ist mit einem Spezialschloss gesichert. Es geht einen schmalen Gang entlang, dann öffnet Archivarin Annabelle Lienhardt die mit einem weiteren Schloss gesicherte Tür. Der klimatisierte Raum ist von Neonlicht beleuchtet und mit Stahlregalen ausgestattet. Darauf sind Kunststoffwannen übereinandergestapelt.
Das mit dem Vergessen ginge schon deshalb nicht, weil da an der Bundesstraße 12 groß und quadratisch dieses Mahnmal steht, mit dem in den Himmel weisenden schlanken Obelisken. Darauf ein stilisierter Gefangener hinter Stacheldraht abgebildet, ein Wachturm im Hintergrund, zwei Jahre nach Kriegsende errichtet von den ehemaligen Gefangenen.
„Die A94 verfolgt mich seit Jahren“, sagt Stefanie Berg. 150 Kilometer wird die Strecke einmal lang sein. Sie führt durch eine eher flache Gegend ohne großartige Berge. So etwas wird landläufig gerne als Kulturlandschaft bezeichnet, mit versunkenen keltischen Siedlungen, römischen Gutshöfen und frühmittelalterlichen Anlagen. Oder eben einem deutschen Konzentrationslager.
Sie konnten die Grundrisse der Baracken rekonstruieren, deren Holz sich nicht erhalten hat. Sie bargen jede Menge Bierflaschen von örtlichen Brauereien, dazu ungarische Uniformknöpfe. Zahnpastatuben. Nazi-Orden. Einen Kamm. Den Stacheldraht hatten die Nazis unter der Erde vergraben, um eine Flucht der Gefangenen durch einen Tunnel zu verhindern, berichtet Stefanie Berg.
Ein Teil von ihnen waren Juden. Sie seien mit dem Zug in tagelanger Fahrt von Flossenbürg nach Pocking gekommen, erinnerten sich später ehemalige Häftlinge. Der Gedenkstättenleiter Jörg Skriebeleit geht davon aus, dass die Männer zuvor aus anderen Konzentrationslagern im Osten, besonders aus Groß-Rosen in Niederschlesien, nach Flossenbürg gekommen waren, weil die Rote Armee Anfang 1945 auf dem Vormarsch war.
Bewacht wurden die Gefangenen sowohl von SS-Männern als auch von Soldaten der Luftwaffe. Dazu kamen ungarische Einheiten, die sich in der Region aufhielten – daher die ungarischen Knöpfe. Ein kleinerer Teil der KZ-Gefangenen arbeitete bis dahin am Bahnhof von Pocking und musste Baracken errichten. Die meisten Männer waren aber zur Zwangsarbeit auf dem nahen Flugplatz der Wehrmacht beim Bau einer Rollbahn eingesetzt. Sie trafen dort auf andere inhaftierte Männer, Kriegsgefangene des „Arbeitskommandos 902“, die schon seit 1943 im Einsatz waren. Dort schufteten etwa 800 sowjetische Gefangene und 400 politische Häftlinge aus dem Gefängnis München-Stadelheim.
Man muss nur wie Stefanie Berg die Stufen links des Obelisken aus der Senke hinaufsteigen, in der das Mahnmal liegt, und man blickt auf eine gigantische Kiesgrube, die Abbruchkante verläuft vielleicht zehn Meter entfernt. Zwischen dieser Kante und der Treppe zum Denkmal ist ein großer Davidstern in den Boden eingelassen. Es ist ein Denkmal im Denkmal, denn der Stern erinnert nicht an die KZ-Opfer, sondern an Kinder. Genauer an ganz kleine Kinder, die hier begraben sein könnten.
Die Toten aus dem Konzentrationslager Pocking waren 1945 zunächst am Lager beigesetzt worden, im Jahr 1947 kamen sie auf das Gelände des Denkmals. Von dort wurden sie 1957 umgebettet, zum größten Teil auf den Ehrenfriedhof der Gedenkstätte Flossenbürg. Aber was ist mit den Kindern, die zwischen 1947 und 1949 hier beerdigt wurden?
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