Markus Söder und seine Partei inszenieren sich gerne als Hüter christlicher Werte. Während sie so Gläubige umgarnen, wahren sie zu den Kirchenoberen eine kritische Distanz.
schickte. Bei einem Auftritt in der Münchner Parteizentrale hatte man die Gelegenheit, den doppelten Söder zu erleben. Zuerst bekam man den kirchenvolksnahen Söder präsentiert,"ein schwerer Moment", sagte er, für"alle Anhänger der Institution Kirche".
Trotz aller Distanz ist das Verhältnis zwischen CSU und Kirche aber entspannter als es schon mal war. Das habe mit dem eigenen Kurswechsel zu tun, heißt es in der CSU. Beim Thema Migration sei zwischenzeitlich der Eindruck entstanden,"wir stehen auf der dunklen Seite der Macht", das hat Söder längst selbstkritisch eingeräumt. Über die Sache mit dem Kreuz äußert er sich heute ebenfalls nicht mehr so begeistert wie damals.
Aktuell gibt es vor allem ein politisches Thema, das die Kirche berührt: den oft als"Werbeverbot" für Abtreibungen bezeichneten Paragrafen 219a. Die Bundesregierung möchte ihn streichen, die CSU ist dagegen."Das christliche Wertefundament ist auch unser Wertefundament", sagt Generalsekretär Huber, ganz grundsätzlich.
In der Gesellschaft gebe es"eine diffuse Sehnsucht nach Werten", sagt Huber."Die Herausforderung für die Kirche ist es, diese Sehnsucht wieder zu erfüllen." Bis es so weit ist, kümmert sich die CSU um die Gottesgläubigen, so klingt das ein bisschen. Dass die Kirchenaustritte rasant zunehmen? Löst bei den CSU-Parteistrategen keine Existenzängste aus. Nicht, solange es Umfragen gibt, in denen die Hälfte der Menschen angibt, an Gott zu glauben. Oder ein Drittel sagt, dass Religion wichtig sei. Für eine Partei, die sich christlich-sozial nennt, ist das immer noch ein gewaltiges Reservoir - und im Herbst 2023 ist Landtagswahl. Das eine oder andere Glaubensbekenntnis ist da sicher kein Schaden für die CSU.