Russische Soldaten sollen während ihrer Besatzung der ukrainischen Stadt Cherson Familien mit Neugeborenen erpresst haben: Eltern sollten ihre Kinder als Russen registrieren – sonst gab es für sie keine Babynahrung.
Die Ortschaft Antoniwka, ein Vorort von Cherson in der Südukraine. Hier lebt die kleine Kateryna Lukina mit ihren Eltern und ihrer Großmutter. Ein Kamerateam der Nachrichtenagentur Reuters hat die Familie Ende Februar besucht.
Geboren wurde Kataryna im Mai 2022 unter russischer Besatzung. Doch die Großmutter meldete das Baby bei ukrainischen Behörden an, es bekam die ukrainische Staatsbürgerschaft. Das wurde allerdings schnell zum Problem im Umgang mit den Besatzungstruppen.»Als wir die Russen um Windeln baten, sagten die: Wenn ihr ohne russische Geburtsurkunde kommt, kriegt ihr gar nichts. Wir haben das abgelehnt, weil wir es nicht wollten. Warum auch? Wir sagten, sie ist in der Ukraine geboren.
Auch Babynahrung bekamen nur Eltern, die für ihre Kinder die russische Staatsbürgerschaft beantragten. Ein perfides Druckmittel in Zeiten von Not und Krieg, in denen kaum eine Familie ein geregeltes Einkommen hatte. Das hat sich seit der Befreiung der Region durch die ukrainische Armee im November 2022 zwar geändert. Doch russische Truppen beschießen die Region weiterhin aus wenigen Kilometern Entfernung.
Der Eingang zur Geburtsklinik im wenige Autominuten entfernten Zentrum von Cherson ist immer noch mit Sandsäcken geschützt. Ende Dezember wurde das Gebäude von russischen Raketen getroffen. Der Chefarzt bestätigt die Repressionen seitens der Russen.»Während der Besatzung haben wir unseren Patientinnen Kopien von unseren Akten mitgegeben, die die Geburt der Kinder bestätigt haben.
Nach ukrainischen Angaben wurden insgesamt mehr als 16.000 Kinder aus den besetzten Gebieten deportiert, nur 308 seien bis heute zurückgekehrt. Der Krieg geht weiter, die Folgen sind in Cherson offensichtlich. Fahrt aus dem Stadtzentrum zurück zur Wohnung der Lukinas, vorbei an der zerstörten Antoniwkabrücke. Die Familie bleibt, wie viele Menschen hier, gefangen zwischen Hoffen und Bangen.»Um mich selbst sorge ich mich nicht. Aber ich habe Angst um die Kinder.
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