Maddalena Fingerles Debütroman „Muttersprache“ kreist um eine scheinbar zweisprachige Welt. Protagonist Paolo leidet vor allem an dreckigen Wörtern.
„Je mehr dreckige Wörter du in dir hast und aussprichst“, verlautet Paolo Prescher, der schillernde Protagonist aus Maddalena Fingerles Debütroman „Muttersprache“, „desto hässlicher bist du.
Auch das Klassische Lyzeum, in Italien ein gern aus dem tadellos gebügelten Hemdsärmel geschütteltes Ass und Aushängeschild für umfassende Allgemeinbildung, kommt kläglich bei ihm weg: „Es stimmt gar nicht, dass man die Klassiker liest am Klassischen Lyzeum. Nichts liest man bis zur letzten Seite am Klassischen Lyzeum, und man liest nichts wirklich am Klassischen Lyzeum.
Paolo sieht genau hin, betrachtet die Wörter, dreht und wendet sie, um mehr und anders zu verstehen: „Wenn du die Wörter auseinandernimmst und die Buchstaben anschaust, dann sagen sie dir die Wahrheit. Die Buchstaben, wenn du sie dir nur genau genug anschaust, sind ehrlich, und sie verraten dir die Geheimnisse.“
Die Gleichschaltung der Gesten und Wörter, ihre unhinterfragte Hinnahme beklemmen ihn: „Die Zeremonie jagt mir Angst ein, die Wörter, die ich höre, die Selbstverständlichkeit, mit der alle das exakt Gleiche machen, jagt mir Angst ein, im selben identischen Augenblick, und ich spüre, dass sie Verbündete sind, ihnen ist eben gar nicht bewusst, wie gesteuert sie sind, von irgendetwas, es jagt mir auch Angst ein, wenn wir in der Schule aufstehen müssen, weil die...
Wenn er Deutsch spreche, sei er entspannter, und auch seine Stimme sei anders, „fast wie die Stimme einer anderen Person“. Es ist die Frage, die auch in Sprach- und Literaturkursen immer wieder diskutiert wird: Ist man, je nachdem, in welcher Sprache man spricht, oder, vielleicht auch, in welcher Sprache man liest, ein*e andere*r? Und worin genau besteht dieses Andere?
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