Eugenia K. und ihr Sohn Yeghor leben seit einem Monat in einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Berlin. Wollen sie bleiben? Eine Langzeitbeobachtung.
Eugenia K. – Spitzname Zhenya – und ihr Sohn Yeghor in ihrem Zimmer im Haus der Gastfamilie Foto: Stefanie LoosSusanne Messmer Aus panketal, 10.4.2022, 15:05 Uhr
Und dann: „Wir sind registriert, warten nun auf die Papiere.“ Zwei Stunden später bekommen sie ein Haus weiter ihr Geld für die ersten vier Wochen und einen Antrag auf eine Gesundheitskarte. Nun muss die große Frau mit dem strengen Zopf, den lustigen Sommersprossen und dem blassen Jungen mit den klugen Augen an der Hand zurück zu ihrer deutschen Gastfamilie. Erst mit dem Regional-Express nach Bernau, dann mit der S-Bahn an den nördlichen Stadtrand von Berlin.
Sie ist froh, dass sie aufgenommen wurde. Dennoch entspricht sie nicht dem Klischee des hilflosen Flüchtlings, der sich dankbar in alles fügt, was ihm geboten wird. Sie ist neugierig, will verstehen, stellt viele Fragen, auch unbequeme. Sie ist selbstbewusst, wortgewandt, hat einen staubtrockenen Humor. Zhenya wohnt derzeit 300 Meter von unserem Haus entfernt.
Unser Bild von Panketal hat sich geändert Doch seit wir eine Familie aufgenommen haben und uns vernetzen, hat sich unser Bild von Panketal geändert. Ich bekomme jeden Tag 20 bis 40 Nachrichten in einem Chat, über den sich derzeit 228 hilfsbereite Teilnehmer*innen in der Nachbarschaft engagieren.
„Sei nicht so streng mit euren Politikern“, sagt Zhenya bei unserer ersten Diskussion. „Sie müssen sich zuerst um die Interessen ihres eigenen Landes kümmern“. Beim zweiten Mal: „Für die Politiker sind das immer noch bloß Bilder in den Medien.“ Auf der Straße tote Soldaten Die Flucht in dieses Dorf bei Mykolajiw, die anschließende Erkenntnis, dass die Dinge dort eher noch schlimmer standen, und die Entscheidung, dort so schnell wie möglich wieder wegzukommen: Das war der schlimmste Teil ihrer Flucht, berichtet Zhenya. Ihr Fluchtauto wurde von einem russischen Panzer verfolgt. Auf der Straße hat sie tote Soldaten gesehen, auch Leichenteile, auf der Hinfahrt wie auf der Rückfahrt.
„Eigentlich nur nach Hause“ Im Moment herrscht eher das Gefühl vor, in einer Wartehalle ohne Ziel zu sitzen. „Eigentlich möchte ich nur nach Hause“, sagt sie müde. Dann grinst sie ein bisschen. In die deutsche Schule gehen Wie alle Ukrainer*innen in unserer Gemeinde, die plötzlich so multikulturell geworden ist, ist auch Zhenya ausgesprochen bildungsorientiert. Sie kann gar nicht aufhören, all die Kurse aufzuzählen, die ihr Sohn seit dem vierten Lebensjahr neben Kindergarten und Schule absolviert hat: Tanzen, Orchester, Singen, Klavier, Fußball, Karate, Roboterbaukunde.
Sie findet es erstaunlich, dass sich deutsche Kinder hier manchmal an zwei oder drei Nachmittagen pro Woche nach der Schule verabreden. Noch darf auch Yeghor nicht mit den anderen Kindern und ohne Erwachsene zur Eisdiele, zu der man 500 Meter die verschlafene Straße runtermuss. „In Mykolajiw gibt es streunende Hunde“, sagt sie und fängt einen Moment darauf an, ein bisschen über ihr strenges Regime zu lachen. Ich muss ihr nicht sagen, dass es hier keine streunenden Hunde gibt.
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