Kurzfristige Anleihen mit Aufgeld haben den Haushalt künstlich geschönt. Jetzt sollen wir auch noch Italiens Schuldenzinsen subventionieren, kritisiert Daniel Stelter.
Es ist nicht neu, dass die Politik mit allerlei Tricks die wahre Entwicklung der Staatsfinanzen verschleiert. „Sondervermögen“, die in Wahrheit „Sonderschulden“ sind, verdeckte Verbindlichkeiten, beispielsweise für Pensionen für die stetig wachsende Zahl der Beamten – all das wird nicht zur Staatsschuld gezählt.
Doch damit nicht genug. Auch um den laufenden Haushalt zu schönen, sind die Finanzminister kreativ. So wurden Staatsanleihen mit einem Zinsversprechen über Marktniveau ausgestattet, um diese mit einem Aufgeld an die Investoren verkaufen zu können. Die Investoren geben dem Bund bei der Schuldenaufnahme also mehr Geld, als sie am Ende von ihm zurückbekommen.
Im Jahre 2020 hat der Bund auf diese Weise beim Anleiheverkauft zwölf Milliarden Euro eingenommen, in den zehn Jahren davor waren es nur insgesamt 31 Milliarden. Während die zusätzlichen Einnahmen aus den künstlich verteuerten Anleihen sofort im Bundeshaushalt landen, zahlt der Staat während der Laufzeit dieser Anleihen höhere Zinsen. Ökonomisch nichts anderes als zusätzliche Schulden. setzte als Finanzminister zugleich vor allem auf kurzfristige Schulden.
Die zwangsläufige Folge: Der Zinsanstieg am Kapitalmarkt schlägt sich unmittelbar negativ im Haushalt nieder. Andere Industrieländer waren da klüger und haben seit 2009 – dem Beginn der Niedrigzinsphase – die durchschnittliche Laufzeit deutlich erhöht, sich also die tiefen Zinsen gesichert.Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums beyond the obvious, Unternehmensberater und Autor.
Nun drohen die Zinsen für deutsche Staatsanleihen stärker zu steigen als anderswo. Zum einen wird offensichtlich, dass Krieg und Sanktionen die deutsche Wirtschaft besonders treffen.