Gregor Gysi verteidigt Klima-Kleber: „Dasitzen ist keine Gewalt“
2022 klebte er immer wieder im Berufsverkehr mit Gesinnungsgenossen auf Berliner Straßen, es gab kilometerlange Staus. Am 15. Februar 2022 verschaffte er sich Zugang zum Justiz-Ministerium, sank zu Boden, ließ sich raustragen.
Lukas P. nennt das Klima-Protest. Sieben Geschwister. Wohnt bei der Tante. Bekommt BaföG. Studiert Maschinenwesen in München. Er sagt: „Wir protestieren gegen Klimapolitik, die uns unwiederbringlich in eine gefährliche Welt schickt.“ Er liest vor, was ihn umtreibt. Oft ist er kurz davor, in Tränen auszubrechen.
„Wählte friedliche Mittel mit schwerem Herzen in Anbetracht der Bedrohlichkeit… besorgt um meine Zukunft … und die meiner jüngeren Geschwister… nie gedacht, ich würde Menschen stören… muss mich jedes Mal neu überwinden… jedes Mal Angst vor der Reaktion… sehe es als meine demokratische Pflicht… würde viel lieber wieder die Leitung eines Chores übernehmen und musizieren… oder als Schreiner arbeiten… oder mein Studium beenden.“Er schnäuzt.
Gysi zum Richter: „Sie sollten den Mut haben, ihn freizusprechen. Dasitzen ist keine Gewalt. Versammlungsrecht hat Vorrang vor meinem Recht zur Fortbewegung mit dem Auto. Wir Alten müssen lernen, ihnen zuzuhören.“ Aber er sagt auch: „Ich kann die Wut der Kraftfahrer verstehen. Wenn ich da gestanden hätte, wäre ich genau so wütend gewesen.“
Das Urteil ist eindeutig: „Strafbares Verhalten, sowohl verwerflich als auch Gewalt, also schuldig“, sagt Amtsrichter Frank Triebeneck. Die Polit-Prominenz rauscht ab: „Ich muss in den Bundestag“, sagt Gysi, „das Urteil war erwartet, aber nicht mutig.“ Er geht in Berufung.
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