Die Smart City beflügelt die Fantasie der Techkonzerne, die Industrie wächst. Doch die Idee einer voll automatisierten Stadt ist gar nicht so smart.
Es sollte die Stadt der Zukunft werden: In Toronto wollte die Google-Schwester Sidewalk Labs 2017 eine ökologische Modellsiedlung bauen. Robotertaxis, beheizte Radwege, selbstfahrende Mülltonnen – so stellten sich die Architekten die Urbanität von morgen vor. Doch gegen das 50 Millionen Dollar teure Städtebauprojekt regte sich Widerstand.
Und auch das Interesse daran ist groß. Indiens Ministerpräsident Narendra Modi will in den nächsten Jahren 100 smarte Städte aus dem Boden stampfen, die deutsche Bundesregierung hat ein millionenschweres Smart-City-Programm aufgelegt. Städte auf der ganzen Welt nennen sich Smart City – von Boston bis Buxtehude.
Die Idee, städtische Abläufe mit Sensorennetzwerken zu steuern, verbindet den architektonischen Funktionalismus mit den Lehren der Kybernetik. Die Stadt wird als eine Art Maschine imaginiert, die aus Lenkungssystemen besteht und durch Rückkopplungsschleifen sich an verändernde Umweltbedingungen anpasst. In der Kybernetik geht es vor allem um die Herstellung eines Gleichgewichts durch die Vorhersage von Bewegungen und Beseitigung von „Störungen“.
Wenn Techkonzerne, ganz dem solutionistischen Denken des Silicon Valley verhaftet, „Lösungen“ anbieten, impliziert das auch, dass sie eine Problemdefinition haben. Nur: Die Probleme, die ein privater Konzern definiert, sind ganz andere als die, die ein Jugendverein oder die Freiwillige Feuerwehr identifiziert. Cisco etwa bietet „Lösungsangebote“ für Parksysteme und definiert die Parkplatzsuche als Problem.
Ein Baukastenmodell für autoritäre Regime Die Smart-City-Agenda verfolgt nicht bloß die Utopie einer Idealstadt, sondern auch die Idee einer perfekten Steuerung. Alles läuft in „geordneten“ Bahnen, wie eine Modelleisenbahn. Die Frage ist daher, was in der kybernetischen Logik als „Störung“ gilt. Staus? Zugverspätungen? Oder auch Proteste?
Der Harvard-Ökonom Ed Glaeser schreibt in seinem Buch „Triumph of the City“, dass Städte so etwas wie soziale Suchmaschinen seien, die ähnlich gepolte Menschen zusammenbringen. In gewisser Weise waren auch schon antike Städte smart, in dem Sinne, als diese sozialen Systeme sehr schnell auf Veränderungen ihrer systemischen Umwelt – neue Handelsrouten, Kriege, Katastrophen – reagieren konnten.
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