In Duisburg arbeiten immer noch 13.000 Menschen in der Stahlproduktion. Die könnte bald klimaneutral werden. Einblicke in ein monströses Projekt.
Stefan Reinecke 14.5.2022, 09:46 Uhr
In der Gießhalle fließt ein gelbglühender Strom von gut 1.400 Grad heißem Roheisen durch ein Abstichloch aus dem Hochofen. Es ist heiß, schweißtreibend. Schaak steht vor dem glühenden Strom geschmolzenen Eisens. Wenn der Strom mal aus seinem Bett läuft, muss man mit Sand löschen. Aber das passiert selten. Der Prozess im Hochofen wird in der Leitstelle überwacht. Aber ohne Schmelzer in der Gießhalle geht es nicht. Erz und Koks sind Rohstoffe, die nie ganz gleich reagieren. Kein Tag ist wie der andere. 12.000 Tonnen Roheisen produziert der Hochofen 2. Jeden Tag.
Das Stahlwerk klimaneutral umzubauen ist eine gigantische Aufgabe – oder eine einfache, ganz wie man es betrachtet. Einschüchternd wirken die schwer vorstellbaren Mengen an Ökoenergie und Wasserstoff, die in Zukunft gebraucht werden. 3.000 Windräder wären nötig, um den Energiehunger des Stahlwerkes zu stillen. In ganz Nordrhein-Westfalen gibt es derzeit 3.400.
Direkt gegenüber dem Vorstandsgebäude, von dem aus Marie Jaroni das Stahlwerk überblickt, befindet sich ein unscheinbarer Flachbau. Dort sitzt Tekin Nasikkol an seinem Schreibtisch. „Wir lieben unseren Stahl“, sagt er. Nasikkol ist ein paar Hundert Meter von hier geboren, im Duisburger Norden. Seine Eltern sind aus der Türkei eingewandert, schon sein Vater hat im Werk gearbeitet.
In Nasikkols Büro hängt ein IG-Metall-Plakat „Vorwärts erinnern – 25 Jahre Rheinhausen“. Es ist eine Erinnerung an den großen Streik gegen die Schließung des Werks, damals 1987. Heroisch und am Ende doch erfolglos, wie so oft in den Kämpfen um den Erhalt der siechen Industrie im Ruhrgebiet. 1993 wurde die Stahlprodukltion in Rheinhausen endgültig eingestellt.
Die Idee, dass Deutschland selbst die Mengen an Ökoenergie erzeugen kann, die die Industrie benötigt, ist naiv. Der Wasserstoff wird zu rund 75 Prozent importiert werden müssen. Lässt man die große Frage nach dem Wasserstoff mal kurz beiseite, dann scheint die Idee, hier Stahl klimaneutral herzustellen, recht praktikabel zu sein. Denn man muss dafür nicht den ganzen Stahlwerkskomplex neu aus dem Boden stampfen – sondern nur einen kleineren Teil.
Gesamtbetriebsratschef Tekin Nasikkol„Stahlindustrie ist hochinnovativ und modern. Wenn wir grünen Stahl produzieren, wird sich unser Image verbessern“
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