Rotarische „Freundschaft“ hin oder her: Als die Nazis an die Macht kamen, verstießen die Münchner Rotarier umgehend ihre jüdischen Mitglieder. Jetzt bittet der Klub mit einem biographischen Buch um Verzeihung.
Thomas Mann trug es mit"Erschütterung, Amüsement und Staunen": So hat er es im April 1933 in sein Tagebuch geschrieben. Soeben war er, der Literaturnobelpreisträger, vom Münchner Rotary-Klub vor die Tür gesetzt worden. Und sein Staunen galt dem"Seelenzustand dieser Menschen, die mich, eben noch die 'Zierde' ihrer Vereinigung, ausstoßen, ohne ein Wort des Bedauerns, des Dankes, als sei es ganz selbstverständlich".
Der Klub hatte tatsächlich kurzen Prozess gemacht. Die Münchner Rotarier, alle herausragende Vertreter der gehobenen Gesellschaft, hatten sich lange im Glanz ihres"Nobelrotariers" gesonnt, wie es in einem Sitzungsprotokoll von 1930 heißt. Doch Thomas Mann hatte sich bei den Nationalsozialisten unbeliebt gemacht, und nun, gut zwei Monate nach Adolf Hitlers Regierungsantritt, warfen ihn die Rotarier hinaus, ohne Diskussion oder Abstimmung.
Rotary, gegründet 1905, ist ein internationales Netzwerk, das die Oberschicht zusammenbringt und sich die Verständigung der Menschen in die Statuten geschrieben hat. Die Mitglieder reden sich gerne als"Freunde" an. 1933 freilich waren einige dieser Freunde für die übrigen Rotarier zum Ballast geworden, nicht nur in München. Der Münchner Klub aber leistet nun, knapp neun Jahrzehnte später, Abbitte.
Da ist etwa der Jurist Heinrich Rheinstrom, der sich schon früh mit wissenschaftlichen Publikationen hervortat, mit 33 Jahren an der Münchner Handelshochschule unterrichtete und im Vorstand der jüdischen Gemeinde Münchens saß. Im Ersten Weltkrieg feierte er Hindenburg als Nationalhelden. Im März 1933 war er beruflich in London, da erfuhr er, dass in München die SA sein Haus an der Ludwigstraße geplündert hatte.
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