Er war einer der wichtigsten, prägendsten Redakteure, die die taz je hatte – und er verkörperte linke Geschichte, inklusive der Abgründe. Heute vor 10 Jahren, am 13. Februar 2013, starb Christian Semler.
taz Info, 13.02.23 | Er war einer der wichtigsten, prägendsten Redakteure, die die taz je hatte. Christian Semler ist vor zehn Jahren gestorben, am 13. Februar 2013. Er verkörperte linke Geschichte, inklusive der Abgründe. Eine Schlüsselfigur der 68er, zehn Jahre Maoist, Unterstützer der Dissidenten-Bewegung in Osteuropa, Osteuropa-Redakteur und dann der klügste Kopf der taz.
„Wie nah sind uns manche Tote, doch wie tot sind uns manche, die leben“. Diese Zeile stammt von Wolf Biermann, der schon als jüngerer Mann per Du mit der Weltgeschichte war. Dieser Satz passte in die DDR, in deren heldenhafter Vergangenheitserzählung die kalte Gegenwart noch aschfahler schien. Aber diese Zeile strahlt über 1989 hinaus.
Über die Ukraine hätten wir uns vermutlich gestritten. Christian war noch in den Trümmern des Zweiten Weltkrieges groß geworden. Aber er hatte in den Jugoslawien-Kriegen angesichts der dortigen Schrecken für ein militärisches Eingreifen des Westens votiert. In mittlerer Tonlage, ohne donnernden Bellizismus.
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