In seinem Roman „Der Erinnerungsfälscher“ spielt Autor Abbas Khider mit Wahrheit und Erzählung – und ebenso mit den Erwartungen des Lesenden.
Es kommt dann der Moment, in dem sich der Erzähler, der sich seiner Erinnerung nie sicher sein kann, erinnert an den einen Satz, den ihm seine Mutter mit auf den Weg gegeben hat, bevor er aufbrach in die Fremde.
Was ist Heimat? Wie im Vorübergehen streift der Text wichtige Fragen, die die Gemüter hierzulande erhitzen, allerspätestens seit dem sogenannten Flüchtlingssommer des Jahres 2015, der im Roman noch eine vage Ahnung ist. Fragen wie: Was ist Heimat? Khider gibt auf keine der Fragen, die sein Roman aufgreift, eine letztgültige Antwort – wie sollte er auch.
Die eine Heimat hat Said nicht nur verlassen, sondern auch verloren, denn er erkennt sie nicht wieder auf den wenigen Besuchen seit seiner Flucht. Die neue Heimat aber macht es ihm schwer anzukommen, auch immer noch, als er längst einen deutschen Pass, einen ehrenwerten deutschen Beruf als Dichter, eine deutsche Ehefrau namens Monica und eine schöne typische deutsche Kleinfamilie sein Eigen nennen darf.
Die Folge dieses Lebens, das eben kein Leben in zwei Welten sein kann, sondern – im wahrsten Sinne des Wortes – eines im Leerraum zwischen diesen beiden Heimaten bleiben muss, ist, dass „Said noch immer jemand ist, der der Welt nicht traut“. Und der zuletzt auch seiner eigenen Erinnerung nicht traut.
Eine wahre Geschichte, die nicht wahr ist Mal umschifft Khiders Romanheld diese Orte, mal sucht er sie gezielt auf, denn er schreibt Kurzgeschichten, schreibt selbst Romane, alles „Versuche, eine einzig wahre Geschichte zu schreiben, nämlich seine, die niemals wahr sein kann“. Dabei hilft ihm Patrick Süskinds Roman „Die Taube“, der auch von einem Traumatisierten handelt.
Trotzdem – oder wohl gerade deshalb – entwickeln die einzelnen Erinnerungssplitter eine extreme Wirkkraft, kleine Details brennen sich ein, so wie die – vermeintliche oder tatsächliche – Erinnerung Saids an ein Erlebnis in einem Bagdader Bus, den der Fahrer, der eben noch lauthals romantische Liebeslieder mitsang, stoppt, um einen Morgenstern unter seinem Sitz hervorzuholen und damit einen Wagen, der ihn geschnitten hat, zu Klump zu hauen.
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