Die Medien versuchen immer wieder, „die Ostdeutschen“ zu verstehen. Wen meinen sie? Unser Kolumnist mischke_thilo sieht nur noch einen Unterschied zwischen Ossis und Wessis.
In zahlreichen Essays im Spiegel, im Stern, in der Süddeutschen, manchmal auch in der Zeit lese ich immer und immer wieder von der Intoleranz der Ossis, vor der Angst vor dem Fremden, die „wir“ haben. Was ich in diesen Essays auch lese: Eine Angst vor dem Fremden und die Intoleranz gegenüber dem, den man nicht versteht. Dem Ostdeutschen. Der nicht mehr existiert. Nur noch in der Vorstellung, in den schmerzhaften Erklärungsversuchen großer Medien.
Er wird verwechselt mit den Menschen, die blieben, nachdem die Mauer verschwunden ist. Er wird verwechselt mit den wirtschaftlich erfolgreichen Sachsen, mit denen, die es nach der Wende zu etwas gebracht haben, die Steuern zahlen, die viel Geld in diesen Staat gespült haben. Die sächselnden Querdenker, die Putin verstanden haben wollen, sind nicht arm, sind keine RTL2-Protagonisten.
Ich beobachte meine Eltern in ihrer bunten Kleidung, mit ihren teuren Sonnenbrillen, den schicken Schuhen, sie sind richtige Westdeutsche. Zum Glück tragen sie keine Camp-David-Kleidung, so lassen sich hier Rentner aus Köln von Rentnern aus Frankfurt unterscheiden. „Warum fühlst du dich hier wohl?“, frage ich meine Mutter am Abend. In der Lobby dieses seltsamen Hotels. Hoffe auf eine Antwort, die mir ein gutes Ende für diese Kolumne bietet, ein Ende, das versöhnt, das Deutschland vereint. „Weil hier jeder aus unserer Familie so sein kann, wie er will, niemand muss irgendwas spielen“, sagt meine Mutter und wird wieder traurig.
„Warum bist du traurig?“, will ich von ihr wissen. Und dann, egal wie sehr sich Deutschland entzweit, flüstert meine Mutter das, worum es im kleinen und im großen gehen sollte: „Weil wir uns so selten haben“, sagt sie.
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