Zu Besuch auf dem Saarbrücker Sonnenberg – Teil 1: „Ich nehme gerne Drogen, aber ich weiß auch, dass sie mich töten.“ Saarland Saarbrücken
Heike* spielte als Jugendliche neben der Schule am liebsten Beethoven auf ihrer Querflöte. Heute, mit 37 Jahren, ist sie in einem Zimmer der geschützten Drogen-Station D1 auf dem Sonnenberg in Saarbrücken. Sie wirkt kraftlos, sitzt gekrümmt auf ihrem Bett. Ihre Haare sind fahl, Gesicht und Körper abgemagert. Blaue Flecken und dunkle Verfärbungen zieren ihre Haut – überall sind auch vernarbte Einstichstellen an ihren Armen und Beinen erkennbar.
Ihren Schulabschluss macht sie nicht, die Querflöte nehmen ihr die Eltern ab. Aus Angst, dass sie das Instrument für Drogen verkauft. Mit 17 zieht sie zu einem süchtigen Freund, beginnt zu dealen und trinkt oft schon zum Frühstück eine Flasche Wodka. Ihr gesamter Tagesablauf ist ab jetzt darauf ausgerichtet, an Geld für Drogen zu kommen – egal wie. Berufstätig ist sie in den 20 Jahren seitdem nie. Sie bekommt zwei Kinder, beide werden ihr weggenommen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Kliniken, setzt der Sonnenberg auf einen warmen Entzug. Dabei werden den Patienten Medikamente gegeben, die dafür sorgen sollen, dass sie den akuten Entzug weniger spüren. Dann wird das Präparat langsam ausgeschlichen. Einen kalten Entzug „halten die Patienten in aller Regel nicht aus“, erklärt Westenfelder, die Abbruchquote wäre viel höher.
In ihrer Funktion ist die D1 in der Region laut dem Oberarzt einzigartig. Die Station ist „geschützt“, das heißt, die Patienten dürfen keinen Besuch empfangen und sich nicht komplett frei bewegen. Zu groß ist das Risiko, dass Drogen in die Station geschmuggelt werden könnten. Sie sind allerdings alle freiwillig in Behandlung. Auf dem Sonnenberg, direkt am Wald gelegen, ist die Station gut abgeschirmt.
„Die Rückfallquote ist sehr hoch“, bestätigt Westenfelder: „Opiod-Abhängigkeit ist eine bösartige Erkrankung. Die Prognose ist grundsätzlich eher ungünstig.“ Im Idealfall gehe der Patient nach der Entgiftung in Langzeittherapie. Dort sollen die Betroffenen ihre Erkrankungen reflektieren und lernen, abstinent zu leben.
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