Die FinancialTimes berichtet, die Springer Führung hätte versucht, die Anklägerinnen im Fall Reichelt zu diskreditieren. Ein Gespräch mit einer der FT-Autorinnen ErikaSolomon. emrshtn
Zusammen mit ihren Kollegen Olaf Storbeck, Kaye Wiggins und Arash Massoudi recherchierte die FT-Journalistin Erika Solomon den Fall Reichelt.Diese Woche hat ein Artikel der britischen Tageszeitung Financial Times über die Vorgänge hinter den Kulissen bei Axel Springer nach der Compliance-Untersuchung gegen den ehemaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt die deutsche Medienwelt erschüttert.
In Ihrem Artikel wird beschrieben, wie Mathias Döpfner und andere hochrangige Springer-Akteure darüber sprachen, Personen „zu untersuchen“, von denen sie annahmen, dass sie eine Verschwörung gegen den Verlag planen. Was genau konnten Sie mit Blick auf diese Vermutungen herausfinden? Ich halte Deutschland für ein sehr fortschrittliches Land, ich wusste vor meiner Recherche nichts von einer „Boys-Club-Kultur“. Bevor ich mit meiner Arbeit an der Reichelt-Geschichte begann, rief ich deutsche Journalistinnen an, um sie zu fragen, was sie von dem Thema hielten. Fast alle sagten mir, sie hätten das Gefühl, dass diese Kultur nicht nur bei Axel Springer ein Problem sei, sondern in den deutschen Medien im Allgemeinen vorherrsche.
Nein, das würde ich so nicht sagen. Viele haben mir gesagt, dass es einen Unterschied gibt zwischen der deutschen Unternehmenskultur und der „woken“ US-Kultur, die einigen deutschen Führungskräften vielleicht zu weit geht. Aber das Besondere an Axel Springer ist, dass das Unternehmen ein großer Akteur auf der Weltbühne werden will. Axel Springer muss sich internationalen Herausforderungen stellen – so auch den dort herrschenden ethischen Standards.
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